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3. Stellungnahme von HGich.T zu den Vorfällen im Rahmen der Aftershowparty am 27.12.19 im Conne Island in Leipzig

Hallo zusammen,

heute möchten wir ein drittes Statement zu den Vorfällen im Conne Island abgeben.

Seit diesen Ereignissen ist es bandintern zu zahlreichen Treffen und Beratungen gekommen, in denen wir versucht haben, die Geschehnisse bestmöglich aufzuarbeiten und auch selbst zu verarbeiten. Bis zum heutigen Tage sind wir erschüttert, dass ein derartiger Vorfall im Rahmen unseres Konzertes und unseres Einflussbereiches möglich war und wir machen uns große Vorwürfe deswegen. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind stets bei der Betroffenen und wir hoffen sehr, dass es ihr im Laufe der Zeit möglich wird, das Erlebte zu verarbeiten und so gut es geht zu bewältigen.

Die Geschehnisse stellen für uns einen großen Einschnitt dar, der die weitere Existenz unserer Band auch intern infrage stellt. Nichts liegt uns ferner, als die Angelegenheit in irgendeiner Form totzuschweigen, auszusitzen oder gar zu verharmlosen. Von polizeilicher Seite wurden wir darüber informiert, dass Anfang März die Beweisaufnahme in diesem Fall enden und daran anschließend über eine Anklage entschieden werden sollte. Uns wurde in Aussicht gestellt, dass wir dann Informationen über den konkreten Tathergang erhalten würden, die wir in diesem Statement mit euch teilen wollten. Doch die Polizei hat uns immer wieder vertröstet, nun zuletzt vor wenigen Tagen auch mit Hinweis auf die aktuelle Lage mitgeteilt, dass es noch einige Zeit dauern kann, bis wir mehr erfahren. Das ist für alle äußerst unbefriedigend.

Unabhängig davon haben wir Maßnahmen beschlossen, die dabei helfen sollen, dass sich derartige Vorfälle während unserer Konzerte nicht wiederholen können. Wie in unserem zweiten Statement erwähnt, waren unsere Bandstrukturen und Liveshows bis zum Zeitpunkt des Auftritts im Conne Island von einer relativen Offenheit geprägt. Dies äußerte sich u.a. auf eine Weise, bei der gelegentlich Menschen aus unserem näheren und weiteren Umfeld ohne konkrete Planung und spontan Teil unserer Bühnenperformances werden konnten. Wir hatten diese Aufgeschlossenheit stets als Gewinn und Besonderheit empfunden, werden dies aufgrund der bitteren Erfahrung jedoch zukünftig nicht mehr zulassen.

Weiterhin werden wir zukünftig vor jedem Konzert eine kurze Ansprache an das Publikum richten, in der wir auf mögliche Gefahren, gewünschte und nicht gewünschte Verhaltensweisen, Ansprechpartner*Innen u. ä. hinweisen und an ein allgemeines gegenseitiges „aufeinander Aufpassen“ appellieren. Wir haben entsprechendes verschriftlicht, und werden es sowohl im Bühnenbereich als Aushang deutlich sichtbar anbringen als auch in den Facebook-Veranstaltungsseiten vor jedem Konzert posten. Ebenso werden wir das jeweilige Sicherheitspersonal noch eindringlicher mit uns und unseren Showabläufen vertraut machen und mit ihnen zusammen potenzielle Gefahrenorte identifizieren. Und natürlich werden auch wir selbst wachsamer und sensibler denn je die Konzerte begleiten und durchführen und stets als Ansprechpartner*Innen für alle Beteiligten zur Verfügung stehen.

Dass wir trotz des Vorfalls unseren Auftritt in Berlin am darauf folgenden Tag durchgeführt haben, betrachten wir rückblickend als großen Fehler. Wie in unserem zweiten Statement vom 31.12.2019 ausgeführt, waren wir mit der Situation leider komplett überfordert. Nachdem wir das Konzert nach sehr emotionalen Diskussionen bereits abgesagt hatten, gab es noch den Vorschlag, durch eine Ansprache vor Beginn des Konzerts das Publikum über die Ereignisse in Leipzig zu informieren, die Geschehnissen zu verurteilen und uns von dem Beschuldigten live und nicht nur über ein schriftliches Statement zu distanzieren. Dies schien uns in diesem Moment am sinnvollsten. Wir haben dann unter großem Zeitdruck ein entsprechendes Statement verfasst und dieses noch vor Beginn des eigentlichen Konzerts vorgetragen. An die Möglichkeit, zusätzlich als Triggerwarnung einen Facebookpost und einen Aushang zu erstellen, um damit einer möglichen Retraumatisierung vorzubeugen, haben wir in dieser Situation leider nicht gedacht und bedauern dies sehr. Wir möchten betonen, dass die Durchführung dieses Konzerts für uns keineswegs „Business as Usual“ war und wir einfach mit der nächsten Party weitergemacht haben. Im Gegenteil, es war für alle Bandmitglieder emotional der schwerste Auftritt unserer Bandgeschichte, den wir heute, insbesondere auch in Hinblick auf die Gefühlswelt der Betroffenen, zutiefst bereuen. Wir haben uns rückblickend selbst in einem Schockmoment befunden und es ist uns heute sehr bewusst, dass unser Umgang mit der Situation überstürzt und zu wenig reflektiert war. Dafür möchten wir uns in aller Form und bei allen Beteiligten entschuldigen.

Da wir die Situation für uns auch als einen Lernprozess zum richtigen Umgang mit dem Geschehenen selbst als auch in Hinblick auf mögliche präventive Maßnahmen begreifen, sind wir sehr offen und dankbar für weitere Anregungen und Einschätzungen Eurerseits und würden uns über eine entsprechende Rückmeldung freuen.

alles Gute euch, HGich.T

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